Capoeira

Capoeira ist eine Kampfkunst, die in Brasilien während der Kolonialzeit von verschleppten Sklaven aus verschiedenen Regionen Afrikas im 17. Jahrhundert als Widerstandskampf entwickelt wurde. Capoeira vereinte Angriffstechniken mit tänzerischen Elementen und rhythmischer Musik, um den Kampf als Tanz zu tarnen. Sie half den Sklaven sich gegen ihre Aufseher zu Wehr zu setzen und dem tristen Sklavenalltag für einige Minuten zu entfliehen. Durch die Capoeira schulten sich viele Sklaven im Nahkampf, was ihnen half, Aufstände anzuzetteln und zu fliehen.

Da die portugiesischen Eroberer die Gefahr, die ihnen durch die Capoeira drohte, erkannten, wurde Capoeira 1890 per Gesetz verboten und lediglich als verbotene Straßenkampftechnik im Untergrund praktiziert. Als 1934 die überwachte Ausübung von Capoeira erlaubt wurde, gründete Manoel dos Reis Machado, auch Mestre Bimba genannt, die erste Academia de Capoeira. 1937 wurde das Verbot der Capoeira endgültig aufgehoben. Heutzutage wird zwischen verschiedenen Richtungen von Capoeira unterschieden, zum Beispiel in das traditionellere Capoeira Angola (gefördert durch Mestre Pastinha) und Capoeira Regional (gefördert durch Mestre Bimba). Die afrikanischen Elemente verschmolzen im Capoeira Regional im Laufe der Jahre zusätzlich mit Einflüssen anderer Kampfkünste, sodass dieser Stil kämpferischer wurde. Das kontaktlose Spiel und die Grundeigenschaften von Kreativität, Improvisation und Anpassungsfähigkeit blieben aber nach wie vor erhalten. Mestre Camisa, Schüler von Mestre Bimba, entwickelte auf der Basis von Capoeira Regional den Stil von Abadá-Capoeira.

Obwohl Capoeira als ‘Kampfkunst’ bezeichnet wird, wird es heutzutage nicht mehr gekämpft, sondern gespielt. Dieses findet innerhalb eines Menschenkreises statt, der ‘Roda’ genannt wird und den gesellschaftlichen Rahmen darstellt. In der Roda begegnen sich zwei SpielerInnen und versuchen, in fließenden Bewegungen in einer harmonierenden Körpersprache miteinander zu kommunizieren. Die Kampftechniken selbst zeichnen sich durch extreme Flexibilität aus; es gibt viele Drehtritte, eingesprungene Tritte und Akrobatik. Die Roda wird von verschiedenen Instrumenten begleitet, sowie durch den Gesang und das Klatschen der weiteren Teilnehmer eingerahmt. Die Musik folgt einem Rhythmus in verschiedenen Variationen; dazu werden portugiesische Lieder gesungen.

August 7, 2021